
Offener Brief der Wärmebranche an die Politik
2024 endete für Österreich und seine Wärmewirtschaft mit einem Paukenschlag. Die Förderaktionen „Sanierungsbonus“ und „Raus aus Öl und Gas“ wurden unerwartet beendet, da die Mittel frühzeitig ausgeschöpft waren. Die Zahlen belegen den Erfolg: Etwa 7,4 Mrd. Euro an Investitionen wurden ausgelöst, dadurch werden jährlich 1,284 Millionen Tonnen CO2 eingespart. Die Förderungen haben nicht nur die österreichische Wirtschaft gestärkt, sondern auch die regionale und mittelständische Wertschöpfung angekurbelt sowie zusätzlich einen großen Beitrag zur Energieunabhängigkeit der Bevölkerung und Nachhaltigkeit geleistet.
Die kommende Regierung muss dringend über eine Fortsetzung der Förderungen entscheiden – im Sinne der Planungssicherheit für die Bevölkerung, die Wärmebranche und den Wirtschaftsstandort. Zusammen sorgten beide Förderprogramme für geringere Heizkosten, weniger CO2-Emissionen und eine Aufwertung der sanierten Immobilien.
Klar ist: Es braucht weiterhin Förderungen auf Bundesebene – und zwar aus folgenden Gründen:
Die österreichische Bevölkerung muss bei der Umrüstung auf erneuerbar betriebene Heizanlagen unterstützt werden, sonst droht vielen Haushalten Energiearmut. Leistbares Wohnen ist ohne angemessene Heizkosten nicht möglich!
Förderungen sind ein entscheidender Wirtschaftsmotor. Die österreichische Wärmebranche gehört zu den weltweiten Technologieführern, sichert und schafft Arbeitsplätze und stärkt die Konjunktur.
Klimaschutz stärkt die Wirtschaft – je früher hier angesetzt wird, desto besser. Ansonsten drohen hohe Kosten für Emissionszertifikate und bei Nichteinhaltung der EU-Gebäuderichtlinie ebenfalls empfindliche finanzielle Sanktionen für Österreich.
Zwar existieren noch Förderaktionen für den Umstieg auf nicht-fossil betriebene Heizanlagen: auf Landesebene Förderungen für den Heizungstausch sowie der Handwerkerbonus; auf Bundesebene die Förderung für die Heizungsoptimierung im mehrgeschossigen Wohnbau sowie „Sauber Heizen für Alle“. Doch diese reichen nicht aus, um die Bevölkerung und Wirtschaft angemessen zu unterstützen. Die österreichische Wärmebranche schlägt entsprechend folgende praxistaugliche Handlungsempfehlungen vor:
Planungssicherheit ist enorm wichtig. Die aktuelle Unsicherheit hinsichtlich der Fortsetzung der Förderungen belastet Österreichs Konjunktur. Es braucht einen klaren, langfristigen Zeitplan sowie flankierende Reformen im Miet-, Wohn- und Steuerrecht. Die EU-Gebäuderichtlinie lässt sich nicht durch das Gießkannenprinzip umsetzen. Es werden umfassende gesetzliche Anpassungen benötigt, die den Heizungswechsel im mehrgeschossigen Wohnbau und bei Mietverhältnissen vereinfachen und beschleunigen. Ohne eine durchdachte und langfristig ausgelegte Strategie zur Dekarbonisierung der österreichischen Wärmeversorgung in privaten und öffentlichen Gebäuden sowie der Industrie wird die Umstellung nicht gelingen.
Österreichs Förderungen für den Heizungstausch zählten zu den großzügigsten in der EU, waren jedoch nicht lange verfügbar. Eine langfristige, verlässliche Förderpolitik mit geringeren, aber stabilen Förderbeträgen wäre effektiver. So könnte die Wärmebranche ihre Produktion besser planen, Installateur:innen hätten eine kontinuierliche Auftragslage, und die gesamte Bevölkerung würde dauerhaft profitieren.
Das aktuelle Fördersystem unterscheidet nicht nach Anlagenalter. Dabei sollten vorrangig alte, besonders emissionsintensive fossil betriebenen Heizanlagen ausgetauscht werden. Eine Abstufung der Fördersummen nach Anlagenalter ist sinnvoll – bspw. ein bundesweit erhöhter Fördersatz für Anlagen ab einem Betriebsalter von mind. 15 Jahren.
Idealerweise werden die Förderungen durch die bereits bestehende CO2-Bepreisung im Rahmen des Nationalen Emissionszertifikatehandelsgesetzes mitfinanziert. Die zweckgebundene Verwendung dieser steuerlichen Einnahmen würde direkt den Österreicher:innen zugutekommen, die einen Umstieg auf erneuerbare Energien umsetzen. Eine unbürokratische Lösung wäre zudem die Befreiung thermischer Sanierungs- und Effizienzsteigerungsmaßnahmen bei Heizungsanlagen von der Umsatzsteuer.
Die Steigerung der Energieeffizienz ist der Schlüssel zur Klimaneutralität. Eine Vielzahl an kleinen Maßnahmen mit großer Wirkung – etwa der hydraulische Abgleich oder die Montage von digitalen Heizkörperthermostaten – sollten gezielt beworben und gefördert werden. Der Austausch des Wärmeerzeugers ist hilfreich, entfaltet sein volles Potenzial jedoch erst, wenn der Heizwärmebedarf optimal auf die Gegebenheiten des Gebäudes angepasst wird.
All diese Vorschläge sind mit geringerem Budget umsetzbar und besitzen einen hohen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Mehrwert: Die Österreicher:innen würden beim Umstieg finanziell unterstützt werden, wodurch ihre Energiekosten und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduziert werden. Zusätzlich leisten sie einen Beitrag für den Klimaschutz, und die Arbeitsplätze der Installateur:innen und der Wärmewirtschaft sind gesichert. Die österreichische Industrie erhält mehr Planungssicherheit und kann sich entsprechend wirtschaftlich ausrichten.
Die österreichische Wärmebranche fordert, dass die neue Regierung diese Themen zur Priorität macht. Einfach abwarten ist keine Option. Sollte zeitnah keine Regierung zustande kommen, benötigt Österreich eine vernünftige Übergangslösung. Ansonsten verlieren alle Beteiligten. Österreichs Bürger:innen und ihre Wärmewirtschaft erwarten Sicherheit, die nur die Politik und eine handlungsfähige Regierung mit klaren, langfristigen Leitlinien bieten können.
Die österreichische Wärmebranche ist und bleibt mit den Heizungsinstallationsbetrieben die zentrale Informationsdrehscheibe für die Konsument:innen bei der Heizungsmodernisierung. Gleichzeitig sind die Betriebe und ihre Mitarbeiter:innen direkt von den negativen Folgen des Förderstopps betroffen.
Die österreichische Wärmewirtschaft appelliert an die Politik, umgehend zu handeln und eine bundesweit einheitliche Fortsetzung der Förderungen sowie eine vereinfachte Abwicklung dieser sicherzustellen. Das Hauptziel ist eine nachhaltige Erhöhung der Energieeffizienz – dafür müssen Heizungssanierungen mit thermischen Sanierungen einhergehen. Die kritische Budgetlage bietet die Gelegenheit, die Förderungen zielgerichteter, praxisnäher und langfristiger auszurichten – im Interesse der österreichischen Bevölkerung und Wirtschaft, welche die Grundpfeiler des österreichischen Staates bilden.
Folgende Verbände gehören zu den Unterzeichnern dieses offenen Briefs:
Zukunftsforum SHL, DECA – Dienstleister Energieeffizienz & Contracting Austria, Verband der Installations-Zulieferindustrie (VIZ), Dachverband Energie-Klima, proPellets Austria, Österreichische Vereinigung des Sanitär- und Heizungsgroßhandels (ÖVSHG), Bundesinnung der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker der Wirtschaftskammer, Austria Solar – Verein zur Förderung der thermischen Solarenergie